Mülheimer Verband Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden e. V.
Selbstverständnis
Der Mülheimer Verband Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden (MV) versteht sich als eine evangelische Freikirche in Deutschland auf der Grundlage einer evangelikal-charismatischen Frömmigkeit bzw. Theologie und bietet selbstständigen Ortsgemeinden eine geistliche Lebens- und Dienstgemeinschaft an. Die Gemeinden des MV erstreben einen durch Wort und Geist gelebten Glauben, eine biblische Theologie, eine glaubwürdige Evangelisation, verbindliche christliche Gemeinschaft, eine ganzheitliche Diakonie und eine zielorientierte Gemeindestrategie. Darüber hinaus suchen sie einen Beitrag zu leisten zur Evangelisierung Deutschlands, zur Einheit der Kirche Jesu Christi in unserem Land und zur Weltmission. Im Verständnis des MV lebt Gemeinde Jesu da, wo der Heilige Geist Menschen durch das Wort Gottes zur Nachfolge ruft und mit anderen Christen zur Gemeinschaft der Glaubenden zusammenfügt. Durch Taufe (sie wird nur an Gläubigen vollzogen) und Abendmahl wird das Heilsangebot Jesu ganzheitlich erfahrbar gemacht. Im Verständnis des MV kommt dem Heiligen Geist eine entscheidende Rolle in der Glaubensentwicklung des Christen zu. Er ermöglicht den Glauben, das Christsein. Jeder Christ hat bei seiner Wiedergeburt den Heiligen Geist empfangen und ist damit geistgetauft. Darüber hinaus will der Heilige Geist zur Anbetung Gottes befähigen, das Wesen Jesu im Gläubigen zur Entfaltung bringen und zum Dienst in Gemeinde und Welt bevollmächtigen. Um dieses vertiefende Wirken des Heiligen Geistes zu erfahren, bitten die Gläubigen Gott immer wieder um die Erfüllung mit dem Heiligen Geist. Eine solche Erfüllung wird im Glauben ergriffen; sie kann sich u. U. erlebnismäßig dokumentieren, z.B. durch das Beschenktwerden mit bestimmten geistlichen Gaben wie die Sprachenrede oder die Prophetie. Diese Gaben sollen im Zusammenwirken mit den vielfältigen anderen Gaben zur Auferbauung der Gläubigen dienen.
Organisation und Aufgabenschwerpunkte
Die meisten Gemeinden des MV sind ihrem Rechtsstatus nach eingetragene Vereine. Damit sind sie innerhalb des Verbandes in ihren Ordnungen, Einrichtungen und Beschlüssen selbstständig. Die Ortsgemeinde bleibt maßgebend Trägerin des geistlichen Lebens. Die Finanzierung der Gehälter und des gemeindlichen Lebens geschieht über die freiwilligen Abgaben der Gemeindeglieder.
Alle Gemeindeglieder verstehen sich als "Glieder" am "Leib Jesu" und damit als Mitarbeiter, die ihre Gaben zum Aufbau des Reiches Gottes einbringen. Die Leitung der Gemeinde wird durch einen berufenen Gemeindeleitungskreis (Ältestenkreis) ausgeübt. Der ordinierte Pastor bzw. der Gemeindeleiter übt seinen Dienst in diesem Leitungskreis als "primus inter pares" (Erster unter Gleichen) aus. Oberstes Entscheidungsgremium des MV ist die Delegiertentagung, die sich aus den Delegierten der einzelnen Gemeinden zusammensetzt und vom Präses des Verbandes geleitet wird. Neben den außenmissionarischen Schwerpunkten Sambia und Indonesien besinnt sich der Verband mehr und mehr auf die Reevangelisierung Deutschlands, besonders mit dem Ziel, neue Gemeinden zu gründen.
Geschichte
Der Mülheimer Verband ist der älteste Pfingstverband Deutschlands und hat seine geschichtlichen Wurzeln in einem geistlichen Aufbruch, der im Jahre 1905 in Mülheim a.d. Ruhr begann und sich in anderen Regionen Deutschlands fortsetzte. Die anfängliche Hoffnung, mit den neuen Heilig-Geist-Erfahrungen einen Reformimpuls in die etablierten Kirchen zu geben, erfüllte sich nicht. Die neu gegründeten Gemeinden sammelten sich darum 1913 unter der Leitung von Pastor Jonathan Paul unter dem Dachverband "Christlicher Gemeinschaftsverband Mülheim a.d. Ruhr", der dann in den folgenden Jahrzehnten als "gemäßigter" Pfingstverband seinen Platz unter den Kirchen fand. Verstanden sich die Gemeinden des Verbandes in den ersten Jahrzehnten eher als kirchenangelehnte Gemeinschaften, so entwickelten sie sich seit den 70iger Jahren immer mehr zu Gemeinden eines freikirchlichen Typus. Im Februar 1998 erreichte dieser Prozess seinen vorläufigen Abschluss mit der Verabschiedung eines neuen Selbstverständnisses und einer neuen Namensgebung. 1970 wurde der MV als Gastmitglied in die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland aufgenommen (Vollmitglied seit 2009). 1981 trat der MV der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) als Gastmitglied bei; zehn Jahre später wurde er Vollmitglied.