Evangelische Brüder-Unität K.d.ö.R., Herrnhuter Brüdergemeine
Selbstverständnis
Die Evangelische Brüder-Unität (EBU) unterscheidet sich in ihrer Lehre nicht von anderen evangelischen Kirchen. Vielmehr besteht ihre Besonderheit in der gelebten Frömmigkeit, bei der Jesus Christus im Zentrum steht, in ihren vielfältigen liturgischen Formen, ihrem reichhaltigen Gesang und ihrem regen Gemeinschaftsleben. Die Partnerschaft mit den aus der Missionsarbeit entstandenen selbstständigen Kirchen der Brüder-Unität in aller Welt bildet ein tragendes Element des kirchlichen Lebens. Trotz zweier Weltkriege und nationaler Spannungen blieb die Brüder-Unität ein Beispiel ökumenischer Zusammenarbeit im eigenen Kreis und mit anderen Kirchen in vielen Ländern.
Aufgabenschwerpunkte
Durch den Zuzug Tausender Einwanderer aus dem südamerikanischen Surinam in die Niederlande - viele von ihnen sind Mitglieder der Brüdergemeine - ist dort eine neue Arbeit mit starker Ausstrahlung entstanden. Darüber hinaus werden über die „Herrnhuter Missionshilfe“ vor allem die Brüdergemeinen in Tansania sowie das Star-Mountain-Rehabilitation-Center für Kinder mit Behinderungen im Westjordanland unterstützt. Mit den Losungen gibt die Brüder-Unität ein Andachtsbuch heraus, das heute in rund 60 Sprachen der Erde erscheint. Für die Brüdergemeine spielte seit ihren Anfängen die Gemeindediakonie eine zentrale Rolle. Die diakonische Arbeit umfasst heute sechs Altenheime, vier Gäste- und Tagungshäuser, die Alten- und Behinderteneinrichtungen der Herrnhuter Diakonie und die Diakonissenanstalt „Emmaus“ in Niesky. Außerdem unterhält die Brüder-Unität fünf Schulen und neun Kindergärten in der europäisch-festländischen Provinz.
Geschichte
Die Wurzeln der Brüder-Unität reichen bis zum tschechischen Reformator Jan Hus zurück, der 1415 den Märtyrertod starb. Im Jahre 1457 gründete eine Gruppe von Christen, die nach der Bibel leben wollten, eine eigene Siedlung. Sie nannten sich „Unitas Fratrum“ und lebten in Böhmen (daher auch der Name „Böhmische Brüder“) und Mähren (daher die englische Bezeichnung „Moravian Church“). Im Rahmen der Gegenreformation, in der Böhmen und Mähren konsequent rekatholisiert wurden, mussten die Mitglieder dieser Kirche in den Untergrund gehen oder emigrieren. Die bedeutendste Gestalt jener Zeit ist ihr Bischof Johann Amos Comenius (1592-1670), der weithin auch als Pädagoge bekannt ist. Ab 1722 gewährte Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf den Verfolgten eine neue Heimat in Herrnhut (Sachsen). 1732 begannen die Herrnhuter mit einer intensiven Missionsarbeit, zunächst unter den Sklaven in der Karibik und den Leibeigenen im Baltikum.
Statistik
Die Europäisch-Festländische Provinz der Brüder-Unität umfasst 36 Gemeinden und Sozietäten in Albanien, Dänemark, Deutschland, Estland, Lettland, den Niederlanden, Schweden und der Schweiz mit insgesamt 19.300 Mitgliedern. Die weltweite Brüder-Unität besteht aus 24 selbstständigen Kirchen (sogenannten Provinzen) sowie Missionsprovinzen und Missionsgebieten mit 1.250.000 Mitgliedern, davon 85 % in Afrika, Mittel- und Südamerika sowie der Karibik.