Der Tyrannei Hoffnung und Taten entgegensetzen
Stellungnahme zum Krieg in der Ukraine
„Gott hat Frieden verkündigt durch Jesus Christus.“
Apostelgeschichte 10,36
Klage
Der Angriffskrieg gegen die Ukraine verstößt mit entsetzlicher Brutalität gegen die Botschaft der Versöhnung, des Friedens und der Liebe, die uns als Christinnen und Christen antreibt und aus der wir leben. Aufs Schärfste verurteilen wir den völkerrechtswidrigen Krieg, der mittlerweile seit Wochen tobt und unermessliches Leid hervorgebracht hat. Wir sind bestürzt angesichts der humanitären Katastrophe in der Ukraine. Ganz besonders gilt unsere Anteilnahme allen Kindern, die ihre Heimat verlassen mussten und die in ihren jungen Jahren traumatische Kriegserlebnisse verarbeiten müssen. Wir sind entsetzt über die gewissenlose Tyrannei, die jegliche Menschlichkeit vermissen lässt. Wir beklagen die Hilflosigkeit der Opfer dieses Kriegs und fühlen uns selber hilflos, wenn wir sehen, wie wenig der Aggression scheinbar entgegengesetzt werden kann.
Doch bei der Klage bleiben wir nicht stehen!
Gebet
Mit den Worten des Apostels Petrus aus der Apostelgeschichte drücken wir aus, um was wir bitten: Frieden, den Gott durch Jesus Christus verkündigt hat. Daraus nehmen wir die Zuversicht für unser Gebet. Wir beten für alle Menschen, die der Krieg traumatisiert hat, für jene, die so viel, oft gar alles verloren haben: geliebte Menschen, Heimat, Sicherheit, Hoffnung. Für alle, die leiden, bitten wir um Zuversicht, um Hoffnung, Mut, um eine Perspektive – raus aus der lebensbedrohlichen und bedrückenden Bedrängnis.
In den Gemeinden aller Freikirchen in der VEF beten wir für Frieden in der Ukraine. Wir denken auch an die Situation außerhalb der Ukraine. Wir beten für die Ärmsten der Armen in aller Welt, die von den wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges und einer drohenden Lebensmittelknappheit existenziell betroffen sind. Wir blicken auch mit Sorge auf die Russinnen, Russen und Russischstämmigen, die unter den Folgen des Kriegs leiden. Wir sprechen uns gegen pauschale Verurteilung und gegen Hass aus. Wir beten um Schutz für jene in Russland, die ihr Widerstand in Gefahr bringt und die trotz ihrer Kriegsablehnung vom Niedergang der Wirtschaft betroffen sind.
Auch unsere Gesellschaft wird der Krieg noch lange beeinflussen. Wir beten für unsere Regierung und ihre Entscheidungen in dieser Krise. Wir beten um Ausdauer im Engagement für Geflüchtete und um langanhaltende Offenheit für Integration, Begegnung, Unterstützung und Miteinander. Wir beten, dass keine Polarisierung entsteht, sondern unsere Gesellschaft in der Solidarität vereint bleibt.
Engagement
Die Not der Ukrainerinnen und Ukrainer hat große Solidarität ausgelöst. Für das gesamtgesellschaftliche Engagement, an dem sich unsere Gemeinden beteiligen, sind wir dankbar. Wir sehen die großzügige Bereitschaft und Kreativität im Einsatz, Geflüchteten eine Perspektive zu geben. Menschen investieren Zeit und Geld, um den Ankommenden hier und auch in den Nachbarländern der Ukraine zu helfen. Sie öffnen ihre Herzen und ihre Häuser. Diese Zeichen der Menschlichkeit machen Mut! Wir werden uns hier weiterhin zusammen mit anderen Kirchen einbringen, um der Tyrannei etwas entgegenzusetzen und Zeichen der Hoffnung zu setzen. Wir engagieren uns auch in der Friedensarbeit und beteiligen uns an der gesellschaftlichen Debatte darüber, mit welchen Mitteln Frieden geschaffen und gesichert werden kann. Wir wollen unseren Beitrag zu einer (gewaltfreien) Friedensethik im 21. Jahrhundert leisten und knüpfen an unsere Theologische Orientierungshilfe zur Friedensethik aus dem Jahr 2015 an.
Gleichheit
Wir sind besorgt über Fälle, in denen Geflüchtete aus der Ukraine aufgrund ihrer Ethnie, Herkunft oder Religion zurückgewiesen oder diskriminiert wurden. Wir sprechen uns klar gegen solch rassistisch motiviertes Denken und Handeln aus. Sowohl das internationale Recht als auch das christliche Menschenbild geben uns den Auftrag, jeder Person Zuflucht vor Kriegshandlungen zu gewähren und alle Geflüchteten in unserem Land gleich zu behandeln.
Hoffnung
Großzügigkeit, Taten, Gebet, Spenden, Offenherzigkeit – die Solidarität macht Mut. Wir halten fest an der Hoffnung, dass das Gute das Böse besiegt. Als Christinnen und Christen nehmen wir diese Zuversicht aus unserem Glauben, aus dem heraus wir unseren Beitrag leisten. Denn „Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in alle Ewigkeit“ (Hebräer 13,8).
12. April 2022
Die Mitgliederversammlung der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF)
Download der Stellungnahme