FeG-Präses | Perspektiven | Aufeinander achthaben

In seinen PERSPEKTIVEN greift Ansgar Hörsting, Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden, einen Aspekt aus dem Leben oder ein Thema aus der öffentlichen Diskussion auf.

Aufeinander achthaben

Gott sei Dank, dass ich Menschen um mich herum habe, die auf mich achten und das mit einem Wohlwollen verbinden. Sie betrachten mich nicht „von oben“, sondern sie sehen mich mit Interesse und unterstützen mich. Solch ein „Achthaben“ ist gut. Es bedeutet Rücksicht, Respekt und Unterstützung. Auch Kritik kommt dann nicht von oben herab, sondern ist wohlwollend. So lässt sich leben und arbeiten! Aufeinander achthaben. Das kann auch nach Schulhofaufsicht klingen. Da passt jemand genau auf, ein ungerufener Wächter, der alles besser weiß. Und wenn wir alle so aufeinander achthaben, kann das in einem Kontrollsystem enden. Bei der Stasi war es ähnlich. So möchte ich nicht leben und arbeiten.

Wohlwollend anspornen

Eine Konkretion des „aufeinander Achthabens“ wird im Hebräerbrief hinterhergeschoben: Wir sollen einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken. Ich frage mich, wie das bitte schön gelingen kann. Liebe muss doch wie eine Frucht wachsen, oder? Ich sporne ja auch nicht den Apfelbaum an, Äpfel zu tragen. Oder geht es doch?
Das erste, was mir (und anderen, die ich gefragt habe) einfiel ist: Vorbilder spornen uns an zur Liebe und guten Werken. Gelebte Liebe spornt mich an, auch zu lieben. Gute Werke, von anderen vollbracht, motivieren mich, ebenfalls von mir wegzusehen und Gutes zu tun. Mir fällt Maike ein, die ich dabei erleben konnte, wie sie mit ihren Patienten und Nachbarn umgeht: voller Hingabe und Liebe. Ihre Liebe spornt mich an. Ich habe in Gemeinden Leute kennengelernt, die lieben. Sie haben mich mehr gelehrt als viele Definitionen und Predigten.
Jemand sagte mir, dass ihn auch schon mal ein „gepflegter Tritt in den Hintern“ anspornen könne. Wenn also jemand mal ganz klar sagt: „Hey, überwinde dich. Tu doch mal dies oder jenes“. Das brauchen wir manchmal. Die Wortwahl „ein gepflegter Tritt“ habe ich so interpretiert, dass es auch mit einer wohlwollenden Grundhaltung geschah, und es ist auch nicht wörtlich zu verstehen, sondern es geht um eine direkte Ansprache, die dem anderen etwas abverlangt. Liebe üben bedeutet auch, dass ich mich überwinde. Mein Ego stirbt. Ich sehe ab von mir und bin für den anderen da.

Bereichernde Gemeinschaft

Mich persönlich spornt die Vision von einer Welt an, in der Liebe geübt wird. Eine solche Perspektive tut einfach gut. Vielleicht haben Sie noch andere Ideen. Was spornt Sie zur Liebe und zu guten Werken an? Interessant ist der Kontext dieses Verses im Hebräerbrief. Den darf man nicht übergehen. Er macht klar: Dieser Ansporn basiert auf dem, was wir durch Jesus Christus geschenkt bekommen haben. Sein Opfer ist gültig. Wir haben Zutritt zu Gottes heiliger Gegenwart. Deswegen sollen wir einander anspornen. Und das andere: Im Vers 25 steht, wir sollen nicht die Zusammenkünfte der Gemeinde meiden. Ich habe den Vers früher öfter mal gehört. Da wurde nicht selten Druck ausgeübt. Mit drohendem Zeigefinger wurde aufeinander achtgehabt, man solle in den Gottesdienst kommen. Das traut sich heute kaum einer mehr. Vor allem wollen wir – zu Recht! – nicht mit Zeigefinger und schlechtem Gewissen arbeiten.
Aber ich vermute, manch einer und eine kann doch eine gute Ermutigung brauchen, einen Ansporn mit klarer Ansage: „Komm wieder zurück. Es tut Dir gut. Es tut anderen gut. Verkrümle Dich nicht in Deine eigene Welt und in Deinen eigenen vier Wänden. Komm, bereichere die Gemeinschaft und werde bereichert. Auch das wird helfen, auf dem Weg mit Jesus Christus ans Ziel zu kommen.“ Wenn dies wohlwollend und nicht von oben herab geschieht, kann das ein wichtiger Ansporn sein und funktionieren.

ANSGAR HÖRSTING | Präses Bund FeG | praeses.feg.de

 

Dieser Artikel ist erschienen in der FeG-Zeitschrift CHRISTSEIN HEUTE 11/2021 >>

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