BUJU 2023 | Anmeldung für das FeG-Bundesjugendtreffen startet

In seinen PERSPEKTIVEN greift Ansgar Hörsting, Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden, einen Aspekt aus dem Leben oder ein Thema aus der öffentlichen Diskussion auf.

Ich hatte gedacht, es sei vorüber, aber wir sind noch mitten drin. Wir sind noch in der „kollektiven Erschöpfung“ wie es Analytiker unserer Zeit nennen. Ein Massenphänomen. Viele beklagen ihre Müdigkeit und können sie sich kaum erklären. Untersuchungen ergeben zum Beispiel, dass sich 84 % der Lehrerinnen und Lehrer stark belastet fühlen. 73 % der 30 bis 40-Jährigen bezeichnen sich als erschöpft.

Verunsicherung, Verdichtung, Veränderungen

Die Moderne hat immer wieder solche Zeiten erlebt. Zeiten, in denen viele Krisen und Verunsicherungen auf engsten Raum treffen, sich verdichten. Zeiten, in denen tiefgreifende Veränderungen unsere Seele aufwühlen und anstrengen. Corona, Krieg, Energieengpässe sind die bekanntesten Stichwörter. Dazu kommen gesellschaftliche Veränderungen (Migration), sprachliche Unsicherheiten (was „darf“ man sagen? Ist Gendern gaga oder sensibel?). Ein Teil der Verdichtung ist die Schnelligkeit. Durch unsere Smartphones sind wir (fast) immer online, meinen immer schnell auf alles reagieren zu müssen und sehen uns einer Erwartungshaltung ausgesetzt, die sagt: Mach schnell. Und damit der einzelne Mensch sich nicht ratlos am Kopf kratzt, hat man ihm zur inneren Entlastung den Begriff „kollektive Erschöpfung“ geschenkt. Dann weiß er, dass er noch ganz normal ist. Er reagiert einfach als Mensch.

Wer glaubt, wird nicht ängstlich eilen

Zum Jahreswechsel 2022/2023 hatte ich von dieser Analyse gelesen. Und ich fand mich auch sofort darin wieder. In dieser Zeit las ich diesen Satz in der Bibel: „Wer glaubt, wird nicht ängstlich eilen“ (Jesaja 28,16). Ich hatte das Gefühl, dass ich diesen Satz noch nie gelesen hatte. Das passiert mir selten. Er steht so in der Elberfelder Bibel. Luther übersetzt „Wer glaubt wird nicht fliehen“. Aber die Formulierung „nicht ängstlich eilen“ sprach mich viel mehr an. Bin ich nicht genau so einer, der ständig eilt? Schnell noch Mails checken. Schnell diesen Text schreiben, schnell den Rasen mähen, schnell noch anrufen. Meine Frau und ich haben uns schon mal dabei ertappt, dass wir völlig grundlos davon sprechen, dass wir „noch schnell“ dies oder jenes erledigen wollen. Eile, Rastlosigkeit, Flucht.

Jesaja liefert eine Begründung, warum wir eilen. Wir eilen aus Angst. Angst, es nicht zu schaffen, Angst davor, Fehler zu machen, Angst vor der Missbilligung anderer, Angst, irgendetwas zu verpassen. Wir sind von Gottes Geist mit Liebe, Vision und Freude ausgestattet, aber die Angst treibt all das aus. Mit Angst bin ich nur mit mir und meinem Überleben beschäftigt. So wie Israel zur Zeit des Jesaja.

Säbelzahntiger

Neulich las ich, dass ein Psychiater unsere E-Mails als einen modernen Säbelzahntiger bezeichnete. Der Säbelzahntiger in früheren Zeiten kam aber nur einmal pro Woche vorbei. Die E-Mails sind immer da, klopfen an und wollen bedient werden. So kann es sein, dass wir unser Postfach voller Angst öffnen. Nicht immer, aber immer wieder. Wir sind getrieben, rastlos, ängstlich eilend. Wir können uns dem ständigen Angriff nicht erwehren.

Gegenmittel

Es gibt ein Gegenmittel. Jesaja sagt: „Wer glaubt, wird nicht ängstlich eilen.“ Glaube heißt für mich kindliches Vertrauen. Ich sage zu mir und zu Gott: ich verlasse mich nicht auf mich, sondern auf dich, Herr. Und dieses Vertrauen hat einen Grund: Jesus Christus. Denn er ist der Eckstein, „der von den Bauleuten verworfen wurde“ (Psalm 118,22; Lukas 20,17 | ELB). Jesus Christus ist der felsenfest gegründete Grundstein (Jesaja 28,17; 1. Korinther 3,11). Er ist das A und O, Anfang und Ende, Erster und Letzter (Offenbarung 22,13). Unvergleichlich (Jesaja 40,25).

Ich vertraue, dass Jesus alles gut machen wird, dass Gott mich gute Wege führt, dass er mir alles gibt, was ich für diesen heutigen Tag brauche, dass er mir für heute die Kraft gibt, und Morgen die Kraft für den morgigen Tag. Ich vertraue, dass ihm die Weltgeschichte nicht entgleist. Und dass mich nichts von seiner Liebe trennen kann. Er ist der felsenfeste Grund für mein Leben. Vertrauen heißt: ich stelle mich auf diesen festen Grund. Er hat einen Namen: Jesus Christus, Fels. Einen anderen Grund kann niemand legen. „Ich stehe hier und singe in gar sich‘rer Ruh“.

Für alle Schwachen

Eine wichtige Ergänzung für alle, die im Burn-Out stecken, die wegen Dauerschmerzen Kraft verlieren, die mit Long-Covid keine Kraft für die selbstverständlichsten Alltäglichkeiten haben oder durch Krankheiten geschwächt sind. Sie brauchen Zeit zum Erholen. Da geht es nicht darum, schnell Kraft zu bekommen. Sie werden sich viel eher in dem wiederfinden, was Gott dem Apostel Paulus sagte und für Millionen von Menschen im Laufe der Geschichte Trost wurde. Paulus hatte um Heilung und Hilfe gebeten. Gott gewährte sie nicht und sagte: „Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft kommt in Schwachheit zur Vollendung…“ (2. Korinther 12,9 | ELB).
Und dennoch, auch oder vielleicht gerade diese Menschen können in dem Wort des Propheten Jesaja eine entscheidende Hilfe finden: Wenn du diesem Gott vertraust, wirst du nicht ängstlich eilen. Nicht Angst wird dich bestimmen, sondern Mut und Gelassenheit (auch wenn dein Leben nicht so verläuft wie gewünscht).

Was wirklich hilft

Die Bertelsmann-Stiftung hat eine Umfrage gemacht, was Menschen geholfen hat, die Corona-Pandemie zu bewältigen. Die Familie liegt mit 90 % vorne, dann kommen Wissenschaft, das Gesundheitssystem, die Nachbarschaft und Politik und erst mit 29 % die Religion (und da ist noch nicht gesagt, welche). Man kann sagen: Na ja, der christliche Glaube ist ja auch kein Alltags-tool zur Bewältigung von Pandemien. Aber dennoch. Ist es nicht erstaunlich, dass doch recht wenig Menschen den Glauben als Hilfe für solche Bedrohungsszenarien erleben? Ich persönlich habe das ganz anders erlebt und ich würde die Umfrage anders beantworten. Wer glaubt, wird nicht ängstlich eilen. Wer glaubt, bekommt neue Kraft. Wer glaubt, bekommt Kraft, in schwierigen Lagen einen kühlen Kopf zu bewahren und die Hoffnung nicht zu verlieren. Und das gilt auch und gerade in Zeiten kollektiver Erschöpfung. Leben wir es. Erzählen wir es.

Stark bleiben

Wer wünscht sich nicht, stark zu bleiben? Vielleicht ist das tiefere Geheimnis in diesen beiden Wörtern das „bleiben“. „Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht.“ (Johannes 15,4f) „Bleibe in dem, was du gelernt hast.“
(2. Timotheus 3,14) „Bleibe im Lande und nähre dich redlich.“ (Psalm 37,3 | LUT). „Bleiben“ klingt ein wenig nach Stubenhocker, Erstarrung und Verharren. Diese Assoziationen können eine Gegenreaktion hervorrufen, wenn man Angst vor Stillstand hat. Bleiben? Auf gar keinen Fall.

Aber gemeint ist hier etwas anderes. Eigentlich umschreibt Johannes 15 hier, was Glauben bedeutet. Eben nicht nur eine sachlich distanzierte Anerkennung bestimmter Ereignisse (wenngleich diese auch eine Rolle spielen oder, wie im Fall der Auferstehung Jesu, grundlegend sind), sondern eine innige Beziehung zu Jesus Christus. Ein Mensch, der in Jesus bleibt und in seinem Wort, der hat eine Heimat, der ist bei Gott angekommen. Der hat eine Kraftquelle. Gerade das macht ihn zu einem Menschen, der unterwegs sein kann, der sich auf neue Zeiten und Herausforderungen einstellen kann. Aber ohne diese Heimat, ohne dieses „Bleiben“, brennen wir aus.
„Stark bleiben“ unterstreicht dann das, was Jesaja verkündet: Wer glaubt, wird nicht ängstlich eilen. Wir schöpfen Kraft bei Gott. Wir bleiben stark in ihm. Unsere Zeit braucht diese Botschaft. Und sie braucht solche Menschen!

ANSGAR HÖRSTING | Präses Bund FeG | praeses.feg.de

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Pressekontakt

Nathanael Ullmann schaut in die Kamera.
Nathanael Ullmann | Referent für Medien und Öffentlichkeitsarbeit

Artur Wiebe | Referent für Medien und Öffentlichkeitsarbeit | Pressesprecher

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