»Sein Herz brannte für die Diakonie«

Am Donnerstag vergangener Woche verstarb Paul Nollenberger im Alter von 96 Jahren. Als Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK), Superintendent sowie Direktor und Vorsitzender des Geschäftsführenden Vorstands im Diakoniewerk Martha-Maria Nürnberg war er für viele Menschen eine prägende Persönlichkeit.

Lebensberufung durch katholische Ordensschwester

Paul Nollenberger wurde 1925 in dem rund vierzig Kilometer nördlich von Stuttgart gelegenen Ottmarsheim geboren. Als Dreijähriger, seine ältere Schwester war gerade fünf Jahre alt, starb sein Vater. Der Stiefvater ermöglichte ihm die Oberschullaufbahn, und gleichzeitig hieß es immer, in der elterlichen Landwirtschaft kräftig mit anzupacken. Noch vor dem Abitur wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und erlitt zuerst in Frankreich und später in der Oberpfalz Verwundungen. Die zweite war ein lebensgefährlicher Lungendurchschuss, den er überlebte, obwohl er bereits aufgegeben war. Eine ihn pflegende katholische Ordensschwester sah das als ein Wunder an und sagte zu ihm: »Ihr Leben gehört nicht mehr Ihnen. Gott muss etwas Besonderes mit Ihnen vorhaben.« Diese Lebensberufung nahm ab 1947 mit der Aufnahme des Theologiestudiums in Tübingen und Frankfurt am Main ihren Lauf. Von 1954 an war der engagierte Gemeindepastor in seinem Element. Nürnberg, Schwabach, Stuttgart und Ludwigsburg waren die Stationen, bevor er als Superintendent die Verantwortung für den Distrikt Reutlingen übertragen bekam. Von 1982 war er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand neun Jahre lang Direktor und Vorsitzender des Geschäftsführenden Vorstands im Nürnberger Diakoniewerk Martha-Maria.

Ein »lebenslang Lernender«

Für den Pastor, der gerne wieder in den Gemeindedienst zurückgekehrt wäre, war die Beauftragung mit der Aufgabe als Direktor eines Diakoniewerks eine große Herausforderung. Diese letzte Etappe seines aktiven Dienstes fiel zudem in eine Zeit großer Veränderungen. Markanter Höhepunkt dieser Zeit war im Jahr 1989 die Feier des hundertjährigen Bestehens des Diakoniewerks. Aufgrund der politischen Veränderungen im Jahr 1989 und der sich anbahnenden Wiedervereinigung führten weitreichende Entscheidungen schlussendlich zur Wiedereingliederung des ostdeutschen Standorts in Halle an der Saale.

Im Rückblick auf die lange gemeinsame Wegstrecke im Nürnberger Diakoniewerk beschreibt Schwester Roswitha Müller, die Oberin der Diakonissenschaft Martha-Maria, Paul Nollenberger als »ganz faszinierenden Menschen«. »Sein Herz brannte für die Diakonie«, sagt sie und attestiert dieser prägenden kirchlichen Persönlichkeit, ein »lebenslang Lernender« gewesen zu sein.

Manche nannten ihn »Mister Allianz«

Über die Grenzen seiner eigenen Kirche hinaus pflegte Nollenberger immer Kontakte zur Evangelischen Allianz. Die Zusammenarbeit zwischen Gemeinden und Christen, um die Botschaft des Evangeliums evangelistisch und glaubensstärkend weiterzutragen, war ihm stets ein Anliegen. Bis weit in den Ruhestand hinein prägte er zwanzig Jahre lang die Arbeit der Evangelischen Allianz in Nürnberg, davon vierzehn Jahre als Vorsitzender. In diese Zeit fiel 1988 auch die zweite Auflage des Jugendkongresses »Christival«, der mit 18.500 Dauerbesuchern auf dem Messegelände und 30.000 Besuchern beim Abschlussgottesdienst mit dem ostdeutschen Pfarrer Theo Lehmann eine besondere Etappe markierte. In Nürnberg trug ihm sein Einsatz für »die Allianz« die wohlwollende Bezeichnung »Mister Allianz« ein.

Bis ins hohe Alter geistlich aktiv

Bis weit in seinen Ruhestand blieb der Diakonie- und Allianz-Mensch Nollenberger aktiv. Mit Predigtdiensten und Andachten, als unermüdlicher Prediger am Himmelfahrtstag, um diesen Tag nicht einfach als säkularen Feiertag preiszugeben, oder als Autor, um Kirchengeschichte für Gegenwart und Zukunft verständlich zu machen, setzte er seine Gaben ein. Im Jahr 2018 verabschiedete er sich auf eigenen Wunsch aus dem aktiven geistlichen Dienst. Jetzt verstarb er im Alter von 96 Jahren. Er hinterlässt seine Frau und seinen Sohn mit Familie.

 

Weiterführende Links

Artikel über Paul Nollenberger im Magazin »Eins« der Evangelischen Allianz Deutschland

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