Osteuropäische Methodisten verlassen die EmK

Die Zentralkonferenz Nordeuropa und Eurasien der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) wird einen Trennungsprozess einleiten, bei dem ein Teil dieser Region die EmK verlassen wird. Diese Entscheidung trafen die Mitglieder des für Nordeuropa und Eurasien zuständigen Kirchenparlaments bei einer digital durchgeführten Tagung am 18. März. Damit wird die »EmK-Landkarte« in Europa neu gezeichnet.

Ein Trennungsbeschluss mit zwei Jahren Umsetzungszeit

Mit der jetzt getroffenen Entscheidung werden sich die zum eurasischen Bischofssprengel gehörigen Gebiete in Russland, Belarus, Kirgisistan, Kasachstan, Tadschikistan und Usbekistan sowie die bisher zum Bischofssprengel Nordeuropa und Baltikum gehörige Jährliche Konferenz Estland von der EmK trennen, um eine »autonome methodistische Kirche« zu bilden. Für den Beginn dieses Trennungsprozesses stimmten vierzig Delegierte bei zwanzig Gegenstimmen und zwei Enthaltungen.

Unter Einhaltung formaler Regelungen durch die Ordnung der Kirche wird der jetzt eingeleitete Trennungsprozess erst im Jahr 2025 endgültig wirksam werden. Vorher muss noch die 2024 in den Vereinigten Staaten stattfindende Generalkonferenz dem Trennungswunsch zustimmen, sodass die endgültige Trennung erst 2025 vollzogen werden kann. Eduard Khegay, der für den Sprengel Eurasien zuständige Bischof, betonte während der jetzt durchgeführten außerordentlichen Zentralkonferenz, dass er und die vier von ihm geleiteten Jährlichen Konferenzen das dafür in der Ordnung der Kirche vorgesehene Verfahren einhalten wollen.

Ein formal anderer Weg, die EmK zu verlassen, wurde für die Jährliche Konferenz Estland beschlossen. Dort sollen in einem Entscheidungsprozess die einzelnen Gemeinden befragt werden. Gemeinden, die weiterhin zur EmK gehören wollen, werden zusammen mit den Gemeinden in Litauen und Lettland eine Jährliche Konferenz bilden. Gemeinden, die sich für die Trennung aussprechen, könnten noch in diesem Jahr die EmK verlassen.

Sonderregelungen abgelehnt

Bei der Zentralkonferenz wurde außerdem ein Vorschlag der nordischen, baltischen und ukrainischen Mitglieder der Zentralkonferenz diskutiert. Im Rahmen der im jeweiligen Land gültigen Gesetze sollte den für dieses Land zuständigen Jährlichen Konferenzen zugestanden werden, Eheschließung und Ordination zu regeln. Der Vorschlag zielte darauf ab, Spannungen innerhalb der Zentralkonferenz zu überbrücken, indem sich kirchliche Regelungen stärker am Lebensumfeld der Menschen in den jeweiligen Ländern oder Regionen orientieren könnten. Allerdings wurde der Vorschlag mehrheitlich abgelehnt.

Besonders in Norwegen, so erklärte Knut Refsdal, der für Norwegen zuständige Superintendent, habe diese Entscheidung viele enttäuscht. Die dortige Jährliche Konferenz habe bereits im vergangenen Jahr signalisiert, dass sie sich in Richtung einer inklusiveren Praxis bewegen wolle.

Nicht alle sind zufrieden

»Dies war in vielerlei Hinsicht eine anspruchsvolle Konferenz«, sagte Christian Alsted am Ende der Zentralkonferenz. Der für Nordeuropa, das Baltikum, die Ukraine und Moldawien zuständige Bischof dankte den Delegierten für einen respektvollen Umgang in den teilweise sehr angespannten Gesprächen. »Es ist nicht unbedingt eine Entscheidung, die von allen Mitgliedern der Konferenz mit der gleichen Freude oder Zustimmung aufgenommen wird.« Dennoch sei es zum jetzigen Zeitpunkt »die Entscheidung, die wir gemeinsam treffen konnten«.

Zum Hintergrund

Anlass für diesen einschneidenden Schritt zur Trennung von der EmK sind die jahrelangen Auseinandersetzungen über die Frage der Homosexualität und den Umgang mit homosexuellen Menschen innerhalb der weltweit organisierten Kirche. Die aktuell gültige Verfassung, Lehre und Ordnung der EmK verbietet sowohl die Trauung gleichgeschlechtlicher Paare als auch die Ordination Homosexueller. Bei der außerordentlichen Tagung der Generalkonferenz, dem weltweit höchsten Leitungsgremium der EmK, wurde im Jahr 2019 die Öffnung der Kirche in dieser Frage erneut abgelehnt.

Die vor allem in den USA und in Westeuropa anhaltenden Bemühungen zur bewussten Öffnung der Kirche für die Anliegen homosexueller Menschen führte unter anderem in Osteuropa zu Irritationen. Dort werden die bisherigen kirchlichen Regelungen für gut befunden und deren strikte Bewahrung und Durchsetzung betont.

Deshalb waren zuvor in der Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa der EmK ebenfalls Entscheidungen zur Trennung von der Kirche gefallen: Der Distrikt Bulgarien hatte unter Missachtung des Kirchenrechts beschlossen, die EmK zu verlassen und schloss sich am 1. Mai 2022 der neuen Globalen methodistischen Kirche (Global Methodist Church) an. Ähnlich verfuhr der Distrikt Slowakei im Oktober 2022. Auch der Distrikt Rumänien beabsichtigt den Wechsel zur Globalen methodistischen Kirche, wählt dafür aber den im Kirchenrecht vorgesehenen Weg.

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