»Oft hilft einfach nur reden«

Am Anfang stand ein öffentlicher Aufruf der Krankenhausseelsorge des evangelisch-methodistischen Krankenhauses Martha-Maria in Nürnberg. Gesucht wurden Menschen, die sich in der Notaufnahme der Klinik um Patienten kümmern. Anlass des Aufrufs war die Wahrnehmung, dass Notaufnahme-Patienten oft lange warten müssten und in dieser Zeit mit ihrer Angst häufig alleine seien. Daraufhin meldeten sich Männer und Frauen im Alter von 55 bis 70 Jahren. Einige hatten gerade ihren Ruhestand angetreten, andere sind noch hauptberuflich als Verkäufer, Lehrer oder im Baugewerbe tätig. Sie waren bereit, sich als ehrenamtliche Seelsorger um Betroffene zu kümmern.

Niemand soll sich vergessen vorkommen

Im Rahmen des Projekts SINA unterstützen sie seit Ostern dieses Jahres die Notaufnahme am Krankenhaus Martha-Maria in Nürnberg. Die Abkürzung steht für »Seelsorge in der Interdisziplinären Notaufnahme«. Dafür absolvierten die zehn Männer und Frauen einen mehrmonatigen Kurs mit Gruppenabenden, Studientag und Praktikum. Mit dieser Vorbereitung sind sie ausgerüstet für Begegnungen mit Menschen in der Notaufnahme, die wöchentlich von bis zu 320 Patienten durchlaufen wird.

»Wer als Patient in der Notaufnahme landet, den wirft es erstmal aus seinem Lebensalltag heraus«, sagt Pastoralreferent Anton Baier, einer der beiden Initiatoren des Projekts. Die ehrenamtlichen Seelsorger begegneten den Menschen in der Ausnahmesituation der Notaufnahme. »Oft hilft einfach nur reden«, erklärt der römisch-katholische Krankenhausseelsorger. Auch praktische Hilfe werde angeboten, indem beispielsweise Angehörige angerufen werden. Wichtig sei, dass sich die Patienten wahrgenommen fühlten. »Gerade bei langen Wartezeiten in der Notaufnahme soll sich kein Mensch vergessen vorkommen«, betont Martin Jäger, der andere Initiator des neuen Angebots. Er ist Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche und leitet die Krankenhausseelsorge in Martha-Maria.

Ehrenamtliche stärken das Krankenhausangebot

Jede Schicht der ehrenamtlichen Seelsorger in der Notaufnahme dauert ungefähr zwei bis drei Stunden. Beim Einsatz tragen sie blaue Funktionskleidung, damit sie als Teil des Krankenhauspersonals erkennbar sind. Die Resonanz der Patienten sei durchweg positiv, heißt es in einer Mitteilung der Presseabteilung des Krankenhauses. »Viele Menschen erzählen mir ihre Lebensgeschichte. Das ist wahnsinnig berührend«, teilt Monika Horst ihre Erfahrung mit. Früher arbeitete die 65-Jährige als Assistentin der Geschäftsführung am Nürnberger Flughafen. Inzwischen hat sie zehn Einsätze in der Notaufnahme absolviert. »Den Menschen tut es in dieser verletzlichen Situation einfach gut, alles mal rauszulassen. Ich halte auch mal die Hand der Patienten und lasse mich voll auf sie ein.«

Das Angebot der Seelsorge in der Notaufnahme des Krankenhauses, ist ein weiteres Projekt mit Ehrenamtlichen, mit dem die Nürnberger Klinik Martha-Maria ihr umfassendes diakonisches Profil ausbaut, um den Menschen in ihren Nöten und Bedürfnissen beizustehen. Dazu gehören bereits die sogenannten »Sitzwachen«, in denen Ehrenamtliche im Rahmen eines Palliativprojekts Schwerkranke und Sterbende begleiten. Außerdem arbeiten rund fünfzig »Grüne Damen« am Krankenhaus. Sie lesen vor, fahren Pflegebedürftige im Rollstuhl spazieren, betreuen die Patientenbibliothek oder kümmern sich um viele weitere zwischenmenschliche Themen.

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