Neue Strukturen für eine neue Zeit

Vom 22. bis 26. Mai tagte die Norddeutsche Jährliche Konferenz, das Kirchenparlament der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) für den Norden Deutschlands, in Bremen-Vegesack. Die Tagung endete mit einem Gottesdienst, in dem Bischof Harald Rückert predigte.

Es kommt Bewegung in die gewohnten Abläufe

»Wir haben in diesem Jahr mutige Beschlüsse gefasst«, sagte Rückert in seiner Predigt zum Abschluss der Tagung. Die Konferenz habe eine neue Struktur beschlossen, um den Realitäten gerecht zu werden. »Mutig sind wir geworden«, so Rückert. Die Konferenzmitglieder verabschiedeten sich von der Arbeitsweise in drei Distrikten, für die je ein Superintendent oder eine Superintendentin zuständig ist. Stattdessen gibt es vom Juli kommenden Jahres an nur noch einen Distrikt im Konferenzgebiet, dem zwei Superintendenten vorstehen.

Die Gemeindebezirke werden künftig in zwölf Regionen zusammenarbeiten, die von Regionalräten geleitet werden. Zwar sei die bisherige Struktur gut gewesen, »aber sie hilft uns nicht in die Zukunft«, erklärte Rückert in seiner Predigt. Mit dieser Entscheidung sei auch »mancher Schmerz verbunden«. Beim Predigen verließ der Bischof die Kanzel und ging durch die Reihen der gefüllten Christophoruskirche in Bremen-Vegesack, als wollte er unterstreichen, dass Bewegung in die gewohnten Abläufe kommen müsse.

Aufbruch in »neues Land«

Die Herausforderung sei, »dass wir im Aufbruch dranbleiben«, sagte Rückert. In all den Umbrüchen, die jetzt »notwendig und schmerzhaft« sind, werden schnell Fragen aufgeworfen wie »Was haben wir falsch gemacht?« und »Wer ist schuld?« »Bleibt nicht bei diesen Fragen stehen«, mahnte Rückert die Gemeinde. Vielmehr solle die Konferenz Vergebung in Anspruch nehmen und nach vorne gehen. »Lasst euch von Gott weiter in dieses neue Land führen«, sagte der Bischof. Die Kirche der Zukunft werde anders aussehen, aber das müsse uns nicht schrecken, denn die Kirche habe sich schon immer reformieren müssen.

Es sei Mut nötig, in eine völlig neue Zukunft aufzubrechen. Wer hoffe, dass es glimpflich abgehe und nur wenig Veränderungen nötig seien, der täusche sich, sagte Rückert, um dann die Gemeinde zu motivieren, sich auf den Wandel einzulassen und zu vertrauen. »Die Kirche wird sich ändern müssen – und Christus wird das tun, wenn wir es ihn nur tun lassen. Lasst Euch darauf ein!«, sagte der Bischof und hielt fest: »Ich glaube, es kann uns nichts Besseres passieren, als dass Gott uns verändert.« Es gehe darum, in dieser neuen Zeit in neuen Formen Kirche sein zu können.

Gegen Ausgrenzung: Alle sind willkommen

Zum Abschluss der Predigt ging Rückert noch auf die Polarisierung in der Gesellschaft ein. Gegenwärtig punkteten politische Parteien damit, dass sie sich abgrenzten. Nur noch das Eigene zähle, so Rückert. Außerdem werde Hass geschürt, wenn ein Mensch nur anders aussehe als man selbst. Dem hielt Rückert entgegen, dass die Kirche Jesu Christi eine Kirche für alle sei und folgerte daraus: »Wir dürfen keine Mauern aufrichten, und wir bezeugen das Evangelium glaubhaft, wenn wir dies deutlich machen.« Niemand sei ausgeschlossen von Gottes Liebe. Alle, die das anders tun, entsprechen nicht dem Evangelium, hielt Rückert fest.

Zwei neue Superintendenten

Bei der Konferenztagung in Bremen-Vegesack berief Bischof Rückert zwei neue Superintendenten: Die Pastoren Holger Sieweck aus Berlin und Olaf Wischhöfer aus Osnabrück werden Mitte des kommenden Jahres ihr neues Amt als Superintendenten antreten. »Wir sind auf einem Weg, auf dem wir Neues gestalten werden«, erklärte Sieweck, und weiter: »Ich sehe mich als ein Lernender in den Herausforderungen.« Wischhöfer sagte, er werde sich der Zukunft von Kirche in Umbrüchen stellen. Zu den Konferenzmitgliedern gewandt, sagte er: »Mich reizt es, diese Dinge mit euch anzugehen.«

Systemwechsel für die Finanzen

In den Beratungen über die Finanzen zog Ruthardt Prager eine positive Bilanz. Die mittelfristige Finanzplanung ziele darauf ab, das aktuell vorhandene, strukturell bedingte Haushaltsdefizit zu beenden. Dafür seien in den letzten Jahren viele Maßnahmen ergriffen worden, indem Ausgaben stark gekürzt und Personalkosten gesenkt wurden. Dennoch reichten diese Maßnahmen nicht, um einen ausgeglichenen Haushalt zu erzielen, erklärte Prager, der als Pastor im Ruhestand die Aufgabe des Schatzmeisters der Jährlichen Konferenz ausübt.

Jetzt greife ein Systemwechsel, der vor zwei Jahren angestoßen worden sei. Für die Immobilien und Pensionen wurde dazu ein eigener Haushalt gebildet, um das Vermögen der Jährlichen Konferenz weiterzuentwickeln und die Zahlungen an die Pensionskasse abzusichern. Der nicht für die Gemeindearbeit genutzte Gebäudebestand beläuft sich nach Schätzungen auf fast 36 Millionen Euro. Als weitere Maßnahme wird vom kommenden Jahr an die Finanzumlage für die Gemeinden an die zu erwartende Zahl der Kirchenglieder geknüpft. Das solle die Bezirke entlasten. Alle Maßnahmen zielen darauf ab, dass die Jährliche Konferenz nur noch das Geld ausgebe, das die Gemeinden realistischerweise aufbringen könnten.

Missionsfonds für neue Projekte

Eine große Rolle spielte in den Beratungen, die zurückgehende Zahl der Personen im hauptamtlichen Dienst. Gegenwärtig seien es noch 61 Personen im aktiven Dienst. Wenn die geburtenstarken Jahrgänge in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen, werde sich diese Zahl drastisch verringern. Jedoch sei das kein Anlass zur Resignation, sagte Ruthhardt Prager. »Die Zahlen helfen uns, um handlungsfähig zu werden.« Um Gemeindeaufbau zu finanzieren, richtete die Konferenz einen »Missionsfonds« ein. Damit werden neue Projekte finanziert, um Menschen mit dem Evangelium zu erreichen. In diesem Zusammenhang wird das Berliner Projekt »Räume für christliche Spiritualität« ab September dieses Jahres als Gemeindegründung gefördert. Dieses Angebot, so wurde berichtet, habe Zulauf, und Besucher empfänden es als ihre Gemeinde.

Von Personen

Die Konferenzmitglieder begrüßten zur Tagung, erstmals drei junge Menschen aus den ghanaischen Gemeinden, die als Gäste an der Konferenz teilnahmen. Tanja Vorsteher und Gillian Horton-Krüger wurden für ihren Dienst als Lokalpastorinnen in Bielefeld beziehungsweise Flensburg gesegnet. Nicole Sims, eine als Missionarin aus den USA nach Europa entsandte evangelisch-methodistische Pastorin, wurde als neues Mitglied in der Konferenz begrüßt. Sie wechselt von Prag nach Düsseldorf, um eine internationale Gemeinde aufzubauen.

Am Abend der Gemeinschaft wurde Karl-Heinz Voigt für siebzig Jahre Dienst geehrt, Dieter Rutkowski für sechzig Jahre. Rainer Bath, Irene Kraft, Stefan Kraft und Christian Voller-Morgenstern feierten ihr vierzigjähriges Dienstjubiläum. Andreas Kraft ist seit 25 Jahren im Dienst. In den Ruhestand verabschiedet wurden Pastor Bodo Laux und Pastorin Regina Waack sowie Karin Recknagel nach 43 Jahren in der Konferenzgeschäftsstelle in Hamburg. Ein Team aus der Gemeinde Bremerhaven feierte die Jubilare mit viel norddeutschem Charme.

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