Liebe als »Rausschmeißer der Furcht«

Der Oktober ist ein ereignisreicher Monat für die Theologische Hochschule Reutlingen (THR). Christof Voigt ist als neuer Rektor der Theologische Hochschule Reutlingen der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) im Amt. Und neu am Start sind Christoph Schluep als Professor für Neues Testament, Dorothea Hüsson als Professorin für Soziale Arbeit und Diakonie sowie Lothar Elsner als Professor für Diakoniewissenschaften.

Vom Rotlichtmilieu ins Lehrmilieu der Jesus-Liebe

Mit dem im Juli zu Ende gegangenen Sommersemester war der langjährige Rektor und Professor für Neues Testament, Roland Gebauer, in den Ruhestand getreten. Zum Beginn des Wintersemesters ist Christoph Schluep Gebauers Nachfolger auf dem Lehrstuhl für Neues Testament. Der 51-Jährige hat in Zürich und im schottischen St. Andrews evangelische Theologie studiert und wurde anschließend zum Pastor der evangelisch-reformierten Kirche der Schweiz ordiniert. Nach erfolgreicher Promotion über erlösungstheologische Motive bei Paulus wechselte er in den pastoralen Dienst der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz. Gut zwanzig Jahre leitete er dort eine diakonisch orientierte Gemeinde im Züricher Rotlichtmilieu.

Neue Aufgaben und neue Professuren

Mit dem Ruhestand von Roland Gebauer trat Christof Voigt dessen Nachfolge als Rektor der Reutlinger Einrichtung an. Er übernimmt die Leitung zusätzlich zu seinem Unterrichtspensum als Professor für Philosophie und Alte Sprachen. Die offizielle Einführung in dieses Amt findet am 22. November im Rahmen eines Festakts in der Reutlinger Hochschule statt.

Ebenfalls neu als Lehrkraft an der Hochschule ist Lothar Elsner. Der 62-Jährige übernimmt den Lehrstuhl für Diakoniewissenschaften. Elsner hat in Heidelberg evangelische Theologie studiert und wurde dort mit einer Arbeit zur Wirtschaftsethik promoviert. Neben verschiedenen pastoralen Diensten in der EmK in Deutschland war er zuletzt theologischer Vorstand der in Frankfurt am Main ansässigen Bethanien-Diakonissen-Stiftung. Für die in Kirche und theologischer Ausbildung zunehmend an Bedeutung gewinnenden finanziellen und rechtlichen Aspekte konnte die Hochschule mit Elsner einen auch in ökonomischen Belangen erfahrenen Fachmann gewinnen.

Dorothea Hüsson, die neue Professorin des Studiengangs Soziale Arbeit und Diakonie, begrüßte zusammen mit Lothar Elsner zum Auftakt des Studienjahrs die ersten elf Studenten des neuen Studiengangs. Dieser ist auf sieben Semester angelegt und wird mit einem Bachelor in Sozialer Arbeit abgeschlossen. Die Absolventen können damit in sozialen und kirchlichen Einrichtungen arbeiten. Von der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen oder Erwachsenen bis hin zur Arbeit mit alten Menschen bieten sich viele Möglichkeiten, die erworbenen Kenntnisse im beruflichen Umfeld einzubringen.

Der Studiengang betont ausdrücklich die Verbindung von Theorie und Praxis. Dazu dient auch ein in der Mitte des Studiums eingebettetes Praxissemester, das die Realität Sozialer Arbeit und Diakonie mit den Studieninhalten in Verbindung bringt und abgleicht. Die 61-Jährige Inhaberin des neuen Lehrstuhls hält ihre Antrittsvorlesung am 28. Oktober zum Thema »Beziehung als Ressource für Entwicklung – Chance für Soziale Arbeit und Diakonie«.

Befreit vom »Eiertanz um das eigene Ego«

Zum Auftakt des neuen Studienjahrs am 3. Oktober predigte Dorothea Lorenz. Die bis Mitte des Jahres in der Reutlinger Nachbarstadt Tübingen wirkende EmK-Pastorin ist seit Juli im Amt als Superintendentin für den Distrikt Stuttgart. In ihrer Predigt legte sie eine Passage aus dem 1. Johannesbrief zur Gottes- und Nächstenliebe aus. Dabei bezog sie sich auf das Motto der Hochschule »gelebter Glaube – befreites Denken – tätige Liebe«. Die tätige Liebe sei, so Lorenz, »der Rausschmeißer der Furcht«. Nur dort, wo die Liebe furchtlos gelebt werde, finde sie ihren Weg zum Nächsten und kann sich befreien vom »Eiertanz um das eigene Ego«. Allerdings sei es allein mit dem Willen zum Lieben und Helfen nicht getan. »Richtig helfen will gelernt sein. Richtig lieben will gelernt sein.« Damit schlug sie die Brücke zum neuen Studiengang und fügte mahnend-motivierend an: »Wer für sich die Liebe Gottes spürt, versucht nicht, anderen zu helfen, nur um das eigene Ego zu ›pimpen‹.« Denn die Liebe sei und bleibe ein Geschenk, mit dem die Beschenkten eine Aufgabe an denen haben, die eine solche Be-Gabung dringend benötigen.

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