Gelebte Weite des Glaubens

Am Samstag, dem 6. Mai, verstarb Martin Lange im Alter von 90 Jahren. Als Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) und als Mensch, der seinen Glauben bis hinein in die Politik lebte, hat er viele Spuren hinterlassen.

Früh zum Predigtamt berufen

Martin Lange wurde 1932 im sächsischen Zwickau geboren. Seine Kindheit verlebte er außer in Zwickau auch in Freiberg und Dresden. Nach der Zerstörung Dresdens am Ende des zweiten Weltkriegs zog die Familie 1945 zurück nach Zwickau. Dort fand Lange als Vierzehnjähriger in die methodistische Gemeinde und erlebte eine persönliche Begegnung mit Gott. Im Alter von 17 Jahren ließ er sich als Kirchenglied aufnehmen und wusste sich schon bald zum Predigtamt berufen.

Nach dem Abitur schlug er den Weg zur Ausbildung als Pastor ein. Vor dem Theologiestudium absolvierte er im thüringischen Schwarzenshof-Rudolstadt und in Zwickau-Planitz zwei sogenannte Gehilfenjahre. Von 1953 an studierte er drei Jahre lang an der Theologischen Schule in Bad Klosterlausnitz Theologie. Nach dem Studium erhielt er Dienstzuweisungen an die vogtländischen Bezirke Reichenbach und Plauen. Der weitere Weg führte ihn, inzwischen verheiratet mit seiner Frau Eveline geb. Badstübner und später mit den beiden Töchtern ins südwestsächsische Oelsnitz und dann nach Berlin-Oberschöneweide.

Kirchenordnung als Demokratie-Hilfe

Die dort von 1970 bis 1991 verbrachte Zeit sollte auf ungeahnte Weise prägend werden: Einerseits, weil die Gemeinde zu DDR-Zeiten zahlreiche Ost-West-Begegnungen beheimatete und übers Jahr verteilt manchmal mehrere Hundert Gäste zu betreuen waren. Andererseits war er von 1981 bis 1991 Sekretär der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der DDR. Diese Funktion brachte es mit sich, dass er nach dem Mauerfall zu einem der drei Moderatoren des zentralen Runden Tischs in der DDR wurde. Dabei kam ihm die geordnete und auf respektvolle Kommunikation ausgerichtete demokratische Arbeitsweise evangelisch-methodistischer Konferenzen zugute. So kam es, dass mit Hilfe der Kirchenordnung der EmK am zentralen Runden Tisch erste Schritte in die Demokratie führten.

Lebensaufgaben: Jugendarbeit und Ökumene

Schon vor seiner Zeit in Berlin war Lange von 1962 bis 1981 im Nebenamt Konferenzjugendpastor. In dieser Zeit prägte er unzählige Jugendliche. Wolfgang Ruhnow, jüngerer Weggefährte Langes und heute im Ruhestand in Zwickau lebend, erzählt wie imposant und bewegend Langes Einsatz für die Jugend war: »Mit großer Begeisterung« sei er zu den von Lange geleiteten Veranstaltungen gegangen. Ihn und viele andere Jugendliche habe die Persönlichkeit Langes und die durch ihn vermittelte Weite und Überzeugung des Glaubens sehr geprägt.

Die Kirche habe ihm vom Anfang des Dienstes immer Aufgaben übertragen, die ihm selbst auch wichtig gewesen seien, schreibt Lange in einigen Zeilen seines kurzen persönlichen Lebensrückblicks. Dazu gehörten »die Arbeit mit jungen Menschen und der Dienst in ökumenischer Gemeinsamkeit«. So kam es, dass er von 1991 bis zur Versetzung in den Ruhestand im Jahr 1997 für die ökumenische Arbeit freigestellt wurde. Ab 1993 leitete er dann sogar das in Frankfurt am Main ansässige Büro der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, die Ökumenische Centrale.

Dienstbereitschaft bis in den Ruhestand

Seinen Ruhestand verlebte Martin Lange mit seiner Frau in der Nähe seiner beiden Töchter in Berlin. Über mehrere Jahre arbeitete er in dieser Zeit im Berliner Dom mit. Außerdem lebte er seine pastorale Passion als Seelsorger in den Agaplesion-Residenzen Sophiengarten in Berlin-Steglitz und im Havelgarten Spandau. Im Jahr 2019 war es den Eheleuten vergönnt, im Familienkreis das Fest der diamantenen Hochzeit zu feiern. Jetzt wurde Martin Lange, dem »der Gottesdienst mit der Gemeinde und das Leben mit ihr immer Konstante und tragende Mitte aller Erfahrungen« war, im Alter von 90 Jahren heimgerufen.

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