Die missionarische Ausrichtung der Kirche stärken

Am Schlusstag der außerordentlichen Zentralkonferenz Deutschland der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) ging es noch einmal um Veränderung. Den in Chemnitz versammelten Delegierten lag ein umfangreicher Bericht vor, der in ein Maßnahmenpaket mit knapp dreißig Beschlüssen mündete. Inhaltlich geht es um eine weitreichende Umstrukturierung der Gremien- und Verwaltungsarbeit auf den verschiedenen Ebenen der kirchlichen Arbeit in Deutschland.

Mehr Mission, weniger Verwaltung

Nach zwei intensiven Beratungseinheiten am Freitagabend und Samstagvormittag beschlossen die Delegierten das Maßnahmenpaket mit großer Mehrheit. Nur eine Gegenstimme und einige Enthaltungen, machen deutlich, dass die Entscheidungsträger in der neuen Arbeitsstruktur positive Möglichkeiten zur Weiterentwicklung der kirchlichen Arbeit sehen. Gleichwohl war auch davon die Rede, dass der damit eingeschlagene Weg von allen Beteiligten gehörigen Mut abverlangt.

Kurz zusammengefasst soll mit den Beschlüssen die missionarische Ausrichtung der Kirche gefördert und gestärkt werden. Das bedeutet, die kirchliche Verwaltungsarbeit zu verschlanken sowie die Beratungszeiten in Sitzungen und Ausschüssen deutlich zu verringern. Außerdem sollen die Gemeinden und Regionen vor Ort mehr Freiheiten erhalten, ihre Arbeit so zu organisieren, dass projektbezogen und zielgerichtet Schwerpunkte gesetzt werden können.

Entlastung und Begleitung von Gemeinden

Damit Gemeinden mehr Kräfte für die inhaltliche Arbeit bündeln können, sollen beispielsweise die Geschäftsstellen der jeweiligen Jährlichen Konferenzen Verwaltungsaufgaben der Gemeinden übernehmen. So könnten Buchhaltung und Hausverwaltung, in denen vielerorts Ehrenamtliche gebunden sind, durch die Geschäftsstellen wahrgenommen werden.

Weil künftig zunehmend pastorale Stellen nicht sofort wieder besetzt werden können, sehen die neuen Beschlüsse eine intensive Begleitung für Gemeinden in Übergangssituationen vor. Dabei geht es sowohl um Zeiten ohne pastorale Besetzung oder wenn Prozesse für eine stärkere regionale Zusammenarbeit eingeleitet werden. Die Beschlüsse sehen nämlich auch vor, die regionale Teamarbeit stark auszubauen. Unter Teamarbeit geht es dabei auch um eine »gemischt professionelle« Zusammenarbeit. Das heißt, nicht nur pastorale Kräfte sind im Blick, sondern auch andere Berufsgruppen, die in der Gemeindearbeit berufsspezifische Fähigkeiten einbringen können.

Insgesamt zielen die Beschlüsse darauf ab, die Gemeinden zu ermutigen, projektbezogen zu arbeiten, neue Möglichkeiten mutig auszuprobieren, Verwaltungsaufwand stark zu reduzieren und in größeren Netzwerken viele sich daraus ergebende Chancen zu erkennen und zu nutzen.

Vorsichtige Bereitschaft für einen herausfordernden Weg

Die deutschlandweit organisierte Gremienarbeit auf Ebene der Zentralkonferenz wird neu in sieben sogenannten Arbeitsfeldern gegliedert. Für jedes Arbeitsfeld wird eine Fachgruppe installiert, in der verschiedene Werke und Arbeitsbereiche gebündelt werden. So gibt es beispielsweise die »Fachgruppe missionarische Dienste«, in der die Bereiche Diakonie und Gesellschaft, Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung, Evangelisation, Kinder, Jugend, Junge Erwachsene, Bildung, Frauenwerk und Radio m gebündelt sind. In der »Fachgruppe innere Dienste« sind die Bereiche Theologie, Pastorale Dienste, Kirchenordnung und Rechtsfragen zusammengefasst.

Die Neustrukturierung in diesen Arbeitsfeldern soll die Gremien verschlanken und vor allem für Ehrenamtliche den zeitlichen Aufwand außerhalb der Gemeindearbeit reduzieren sowie finanzielle Einsparungen erzielen. Im Zuge dieser Maßnahmen wird auch der Kirchenvorstand von rund dreißig auf gut zwanzig Personen verkleinert. Zudem wird die Aufgabe dieses Gremiums künftig schwerpunktmäßig in Leitung und Steuerung sowie Vernetzung und Information liegen.

Besonders die komplette Reorganisation der Gremienarbeit auf der Ebene der Zentralkonferenz wurde kritisch diskutiert. In mehreren Gesprächsbeiträgen wurde dafür geworben, dass jetzt noch Zeit und Möglichkeiten vorhanden seien, aktiv neue Wege zu gehen und die kirchliche Arbeit zu entwickeln. Wenn Personal und Finanzen noch knapper würden, gebe es diese Spielräume so nicht mehr.

Vor allem die Verantwortlichen der Werke und Arbeitsbereiche waren sehr zurückhaltend, sich für die Beschlüsse gewinnen zu lassen. Gegenüber ihrer Kritik wurde ins Feld geführt, dass die Vorschläge für die anzustrebenden Veränderungen mehr »als Geländer« dienen und zunächst nur »eine grobe Richtung vorgeben«. Es gehe jetzt darum aufzubrechen und »im gemeinsamen Unterwegssein« zu gestalten und nachzujustieren. In einer Übergangszeit von einem Jahr sollen die Voraussetzungen zur Umsetzung des Beschlusspakets geschaffen werden, sodass ab November 2023 in den neugeschaffenen Strukturen die kirchliche Arbeit weiterentwickelt werden kann.

Weiterhin drei Jährliche Konferenzen

Im Blick auf die kirchlichen Organisationsstrukturen wurde erneut ein Antrag eingebracht, die drei Konferenzgebiete in Deutschland zu einer Jährlichen Konferenz zu vereinigen. Weil mit so einer weitreichenden Umstrukturierung viel Zeit und Aufwand verbunden wäre, enthielt das Beschlusspaket die anderslautende Empfehlung, die drei Jährlichen Konferenzen nicht zu vereinigen. Der eingebrachte, gegensätzliche Antrag, eine gemeinsame deutschlandweite Jährliche Konferenz zu bilden, wurde nach intensiver Debatte für die jetzige Situation abgelehnt.

Ohne Krawatte

Zum Abschluss der außerordentlichen Zentralkonferenz-Tagung knüpfte Harald Rückert an sein Wort vom Auftakt am Donnerstag an. Weil die beiden während der Tagung zu diskutierenden Beschlusspakete viel mit Veränderung zu tun hätten, hatte der für Deutschland zuständige Bischof vom »Losgehen« gesprochen und dass es dafür »Mut und Ausdauer« brauche. Seine persönliche Bereitschaft zum Losgehen drückte der Bischof im abschließenden Abendmahlsgottesdienst dadurch aus, dass er während seiner Kurzandacht demonstrativ seine Krawatte abnahm. »Wenn wir losgehen, müssen wir auch ablegen«, erklärte der aufbruchsbereite Bischof. Es brauche leichtes Gepäck, wenn der Aufbruch gelingen solle. Er lud dazu ein, »mit Freude, Erwartung und Neugier« den Weg »mit leichtem Herzen hinein in Gottes Zukunft« unter die Füße zu nehmen. Als ahne er, dass Losgehen und Aufbrechen nicht ganz so leicht vonstattengehen, setzte der Bischof hinzu: »Aber geht!«

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