Den Musikbedarf in ganzer Breite berücksichtigen

Die Herbstsitzung des für die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) in Deutschland zuständigen Kirchenvorstands fand am vergangenen Freitag und Samstag (12. und 13. November) im osthessischen Fulda statt. Neben der Kenntnisnahme vieler Protokolle bildeten die Bildung eines Referats für Musik und der Austausch mit den europäischen Bischöfen der EmK über die aktuelle Situation in deren Verantwortungsbereichen die Schwerpunkte der Sitzung.

Ende und Neustart für die kirchenmusikalische Arbeit

Dem Kirchenvorstand lag die Information vor, dass die demnächst tagende Bundesversammlung des Christlichen Sängerbunds die Arbeit dieses Chorwerks voraussichtlich Mitte nächsten Jahres einstellen wird. Damit stehen die an diesem Werk beteiligten freikirchlichen und landeskirchlichen Gemeinden, Kirchen und Bünde vor der Herausforderung, die kirchenmusikalische Arbeit wieder in eigener Verantwortung zu organisieren.

Den Mitgliedern des Kirchenvorstands lag dafür ein Entwurf der Kommission für Erwachsenenbildung vor, die kirchenmusikalische Arbeit der Evangelisch-methodistischen Kirche in einem neu einzurichtenden Musikreferat zu bündeln. Im Rahmen der Beratungen wiesen einige Mitglieder des Kirchenvorstands auf die inzwischen viel breiter aufgestellte musikalische Gottesdienstszene hin. So müsse ein Musikreferat neben der klassischen Sing- und Posaunenchorarbeit vor allem auch die Schulung von Bands, die Weiterbildung von Pianisten und die Schulung von Gemeinden im Blick auf modernere musikalischen Anforderungen in Gottesdiensten in den Blick nehmen. »Der Musikbedarf in seiner ganzen Breite« müsse berücksichtigt werden, hieß es im Vorfeld der Beschlussfassung.

Im Wissen um die Bedeutung von Musik in ihren verschiedenen Ausprägungen für die Verkündigung des Evangeliums machte der Kirchenvorstand den Weg zur Bildung dieses Referats frei. Mit dem Ende der Arbeit des Christlichen Sängerbunds soll das Musikreferat im Herbst kommenden Jahres die Arbeit aufnehmen. Dafür wird eine zunächst auf drei Jahre befristete Referentenstelle finanziert, die unter dem Dach des deutschlandweit tätigen EmK-Bildungswerks angesiedelt ist.

Nicht alle sind zurückgekehrt

Harald Rückert, der für die EmK in Deutschland zuständige Bischof ermöglichte im Rahmen der Kirchenvorstandssitzung einen fast zweistündigen Austausch mit seinen drei europäischen Bischofskollegen. Dadurch erhielten die Kirchenvorstands-Mitglieder Informationen aus erster Hand über die Situation der EmK in den anderen europäischen und eurasischen Regionen. Dort war und ist die Arbeit stark von der Corona-Pandemie beeinträchtigt. In Skandinavien, so sagte der für Nordeuropa und das Baltikum zuständige Bischof Christian Alsted, seien trotz abklingender Pandemie im Sommer »nicht mehr alle Leute in die Gemeinden zurückgekehrt«. Der für Eurasien, also für Russland und einige weitere Länder zuständige Bischof Eduard Khegay erzählte, dass es in vielen Gemeinden wegen Covid-Ansteckungen Kranke und auch Tote gegeben habe. Patrick Streiff, Bischof für die Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa, wies auf eine andere Folge der Pandemie hin: Den Gemeinden mache jetzt vor allem die zunehmende Inflation zu schaffen.

»Wir diskutieren noch«

Mit großer Spannung verfolgten die Kirchenvorstandsmitglieder die Berichte der Bischöfe über Entwicklungen im Zusammenhang mit der spannungsgeladenen Homosexualitätsdebatte. »Die Entscheidung der Zentralkonferenz Deutschland finde ich sehr gut«, lobte Bischof Khegay den »deutschen Weg«. Die damit verbundene Öffnung der Ordnung in sexualethischen Fragen könne in Eurasien allerdings niemand befürworten und mitgehen. »Die Menschen sind entsetzt, über dieses Thema überhaupt sprechen zu müssen«, erklärte er. Nicht einmal die Möglichkeit zu einem Kompromiss sei denkbar, »weil die Überzeugungen zu unterschiedlich sind«.

In Mittel- und Südeuropa stellt sich die Situation sehr unterschiedlich dar. So hätten sich die Verantwortlichen der EmK in den Ländern Schweiz, Österreich, Frankreich, Polen, Ungarn, Serbien und Nord-Mazedonien zur Mitwirkung an Gesprächen an einem Runden Tisch bereiterklärt. Aus den Jährlichen Konferenzen Bulgarien-Rumänien sowie Tschechien-Slowakei seien bisher noch keine Vertretungen zur Mitwirkung am Runden Tisch entsandt. Es herrsche »eine wertschätzende Atmosphäre«, beschrieb Bischof Streiff die Situation. Jedoch seien auch klare »Bruchlinien« erkennbar. »Es ist ein deutlicher Wille erkennbar, aufeinander zu hören.«

Für Nordeuropa und das Baltikum zeichne sich noch nicht klar ab, wie der Weg weitergehe, beschrieb Christian Alsted die Lage. Er hoffe, »dass alle den gemeinsamen Weg mitgehen können«. Allerdings gebe es deutliche Signale, dass es auch Tendenzen zu Abspaltungen gebe. »Wir diskutieren noch«, sagte Alsted. »Wie es weitergeht, wird davon abhängen, was die Generalkonferenz entscheidet und wie die Texte lauten, die nachher in der Kirchenordnung stehen.«

Einladung zu versöhnungsbereiter Gemeinschaft

Die drei Bischöfe wiesen in ihren Ausführungen auch auf das dem Kirchenvorstand ebenfalls zur Beratung vorliegende Schreiben des Bischofsrats hin. Dieser hatte Anfang November bei seiner turnusmäßigen Herbstsitzung »Perspektiven für die Zukunft der Evangelisch-methodistischen Kirche« veröffentlicht. Darin heißt es unter anderem: »Wir sehnen uns nach einer Evangelisch-methodistischen Kirche, die neue Formen einer konnexionalen, weltweit verbundenen Kirche ermöglicht.« Darauf hob Bischof Alsted ab, indem er betonte, dass es die Aufgabe der Bischöfe sei, »alles dafür zu tun, dass Wege in einer aufrichtigen Gemeinschaft möglich sind«.

Die Mitglieder des deutschen Kirchenvorstands äußerten sich erfreut über das Schreiben des Bischofsrats, »in dem sich offensichtlich Gedanken der europäischen Bischöfe wiederfinden«. Deren im Februar dieses Jahres veröffentlichtes Schreiben unter dem Titel »Unsere Verpflichtung« hatte unter den Mitgliedern des Bischofsrats viel ermutigende Zustimmung erhalten. Das jetzt veröffentlichte Schreiben des Bischofsrats nimmt einige der Gedanken zu versöhnungsbereiter Gemeinschaft auf. So ist darin von Jesu Gebot die Rede, »alle an einen Tisch einzuladen, um einander Raum zu geben, einander zu achten und Christus im anderen zu suchen«.

Eine so geprägte Gemeinschaft verbiete es geradezu, »unterschiedliche Tischgruppen zu bilden«, an denen nur die sitzen dürften, »die so denken, handeln, aussehen und die Welt wahrnehmen wie wir«. Außerdem fordern die Bischöfe die Gemeinden dazu auf, »mehr« zu sein als nur »Räume, in denen sich Gleichgesinnte versammeln, die mit Andersdenkenden streiten, während wir unseren eigentlichen Auftrag vernachlässigen.« Ziel dieses Schreibens ist die Einladung zu versöhnungsbereiter Gemeinschaft. In diesem Sinne wollen die Bischöfe vorangehen, »dass möglichst viele Menschen, die zur Evangelisch-methodistischen Kirche gehören, in der Kirche bleiben und den Auftrag gemeinsam weiterführen: Menschen zu Jüngern und Jüngerinnen zu machen, um so die Welt zu verändern.«

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