Breites Bibelangebot: gedruckt und digital

Der »Bericht zur Lage der Bibel« bildete einen Schwerpunkt bei der Vollversammlung der Deutschen Bibelgesellschaft, die am Montag und Dienstag dieser Woche, 7. und 8. Juni, tagte. Anstatt wie ursprünglich geplant in Eisenach fand die Jahrestagung dieser kirchlichen Stiftung coronabedingt virtuell statt. Neben den 23 in den Gebieten der evangelischen Landeskirchen angesiedelten regionalen Bibelgesellschaften sind weitere Werke sowie einige evangelische Freikirchen in der Vollversammlung vertreten, unter ihnen auch die Evangelisch-methodistische Kirche.

Große Vielfalt deutscher Bibelübersetzungen

Thema des Schwerpunktberichts zur Lage der Bibel war der Überblick über das Angebot deutschsprachiger Bibelübersetzungen, von denen mindestens 23 im Gebrauch sind. Eine solche Vielfalt werde »wohl nur noch von den englischsprachigen Bibelübersetzungen übertroffen«, sagte der Generalsekretär der in Stuttgart angesiedelten Deutschen Bibelgesellschaft, Christoph Rösel. Es gebe drei kirchlich verantwortete Bibelübersetzungen: die vom Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) herausgegebene Lutherbibel 2017, die revidierte Einheitsübersetzung 2016 der römisch-katholischen Bischofskonferenzen von Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie die Zürcher Bibel 2007 und 2019 des Kirchenrats des Kantons Zürich.

Weiterhin seien vier »Mischformen« zwischen einer kirchlich verantworteten und einer Verlagsübersetzung im Gebrauch. Dazu gehörten die Elberfelder Bibel, die vor allem in den Brüdergemeinden weit verbreitet sei, sowie die Gute Nachricht Bibel, die etwa von den evangelischen Landeskirchen für den Religionsunterricht empfohlen werde und an der auch das Katholische Bibelwerk beteiligt sei. Hinzu komme die seit Anfang des Jahres im Verkauf befindliche »BasisBibel« der Deutschen Bibelgesellschaft, die auch vom Rat der EKD empfohlen werde.

Übersetzungen mit zeitweise großen Reichweiten

Im Bericht werden noch weitere Übersetzungen genannt und kommentiert, wie beispielsweise die in pietistischen Kreisen früher weit verbreitete Übersetzung des Erweckungspredigers Franz Eugen Schlachter (1859–1911), die Neue evangelistische Übersetzung »NeÜ bibel.heute« des Bibellehrers Karl-Heinz Vanheiden, die »Volx-Bibel« von Martin Dreyer oder die »Bibel in gerechter Sprache«. Manche dieser Übersetzungen hätten für eine gewisse Zeit eine große Reichweite erzielt, spielten heute aber kaum noch eine Rolle. Nach Rösels Einschätzung werde sich an der Unübersichtlichkeit auf dem Markt deutscher Bibelübersetzungen »so schnell nicht ändern«.

Bibel-App mit umfangreichem Angebot

Im Rahmen der Vollversammlung wurde auch das digitale Angebot der Deutschen Bibelgesellschaft vorgestellt. Besonderes Augenmerk galt dabei der Smartphone-Anwendung »Die-Bibel.de«. In dieser App und dem gleichlautenden Internetangebot sind inzwischen neun verschiedene deutsche Übersetzungen, drei englische Übersetzungen, die Urtextausgaben auf Hebräisch und Griechisch und eine Ausgabe auf Lateinisch kostenlos zugänglich. Markus Hartmann, Leiter für den Bereich Digitale Medien, betonte, dass mit dem erweiterten Angebot vor allem auch Theologen eine schnelle Möglichkeit fänden, im Urtext nachzuschlagen. Die Bibeln in englischer Sprache zielten darauf, einen sprachübergreifenden mobilen Gebrauch zu ermöglichen.

Pandemie-Folgen: Hilfsfonds und Digitalisierungsschub

Die Deutsche Bibelgesellschaft habe die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie »vergleichsweise gut verarbeitet«, beschrieb Rösel das wirtschaftliche Ergebnis. Das gelte jedoch nicht für alle der 160 Bibelgesellschaften innerhalb des Weltverbands (United Bible Societies). Deshalb hätten 19 Bibelgesellschaften einen Hilfsfonds über 3,5 Millionen Euro aufgelegt, von dem 40 Bibelgesellschaften Mittel in Anspruch genommen haben. Der in 184 Ländern aktive Weltverband der Bibelgesellschaften feiert in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen.

Die Aufsichtsratsvorsitzende der Bibelgesellschaft, die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, wies darauf hin, dass die Corona-Pandemie auch im Bereich der Bibelverbreitung einen Digitalisierungsschub ausgelöst habe. Besonders für die mit digitalen Medien vertrauten jungen Menschen könnten hier neue Wege eingeschlagen werden, um sie mit der Botschaft der Bibel zu erreichen. Das sei eine Herausforderung, die über die Pandemie hinaus bestehen bleibe.

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