Das werdende Leben fördern und schützen

Die Stiftung „Chance zum Leben“ des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) setzt sich für das werdende Leben ein, indem sie Schwangere und Familien in finanziellen Notlagen unterstützt. Im Juni wird die Stiftung 20 Jahre alt. Geschäftsführerin Hannelore Becker berichtet über das Konzept bei der Gründung, eine „geniale diakonische Idee“, Hochs und Tiefs in zwei Jahrzehnten und über ein neues Konzept, durch das die Stiftung in Zeiten steigender sozialer Nöte gut für die Zukunft aufgestellt ist, um Menschen zu helfen und Leben zu schützen.

Wenn wir glauben, dass jeder Mensch ein Gedanke Gottes ist, dann muss es unser Anliegen als Christen sein, auch das werdende Leben zu schützen und zu fördern. Gleichzeitig wäre es viel zu einfach, Frauen zu verurteilen, die sich aus sozialen Gründen für eine Abtreibung entscheiden. Doch ziemlich sicher ist, dass keine Frau diese Entscheidung leichtfertig trifft und dass viele Frauen bis an ihr Lebensende unter dieser Entscheidung leiden.

Am Anfang war ein Anstoß…

Das waren die Konfliktpunkte, die dazu geführt haben, dass Brüder unseres Bundes die Entscheidung getroffen haben: Wir wollen etwas dafür tun, dass Frauen eine Hilfe bekommen, damit sie dem neuen Leben eine Chance geben. Federführend bei der Idee einer Stiftung war Pastor Hartmut Wahl.

Natürlich dauerte es noch etwas, bis es losgehen konnte, denn für die Gründung einer Stiftung war ein Stiftungskapital von 100.000,00 DM erforderlich. Aber im Juni 2002 startete die Stiftung „Chance zum Leben“ nach Erreichen des Stiftungskapitals und der Anerkennung der Satzung. Der Start war in Berlin, denn durch ein Krankenhaus dort kam auch der Anstoß.###3_IMAGES###Das Anliegen war, Frauen im Schwangerschaftskonflikt mit einer finanziellen Hilfe zu ermutigen, sich für das werdende Leben zu entscheiden. Am Anfang nutzten vor allem die Schwangerenberatungsstellen der Immanuel-Group in Berlin das Angebot der Stiftung. Inzwischen ist die Stiftung auch anderen Beratungsstellen bekannt, auch denen der evangelischen und katholischen Kirche und freien Trägern.

…dann kam eine praktische Idee

Wie konnte man die Hilfe nun ganz praktisch konkretisieren? Es sollte eine direkte Hilfe für das Baby sein. Etwas, das für ein Jahr spürbar den Geldbeutel entlastet. Nun, wer Kinder hat oder hatte, weiß, wie gerade die Windelpakete eine stetige Belastung auf dem Kassenzettel sind oder waren. So entstand die geniale diakonische Idee: Windel- bzw. Drogeriegutscheine!

Wachsen und Bekanntwerden…

2007 übernahm das Diakoniewerk Kirchröder Turm die Trägerschaft, und seit 2010 arbeite ich als Referentin mit einer 450-Euro-Stelle, um die Anträge zu bearbeiten, Sponsoren zu finden und die Stiftung in den Gemeinden unseres Bundes bekannt zu machen.

Die ersten Jahre konnte ich finanzielle Unterstützungen von den Drogeriemarktketten dm und Rossmann bekommen. Denn was lag bei Windelgutscheinen näher, als die Drogeriemärkte mit einzubinden! Leider kann ich beide Drogeriemärkte in den letzten Jahren nicht mehr für diese Win-Win-Aktion gewinnen.

Aber ich habe Gemeinden in ganz Deutschland besucht und bin ich dankbar für Gemeinden und Menschen, denen die Arbeit der Stiftung am Herz liegt und die sie durch Spenden, Daueraufträge, Kollekten und Jahresdankopfer unterstützen. Dadurch war über all die Jahre die Möglichkeit gegeben, alle eingegangenen Anträge zu bearbeiten und zu bewilligen. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle allen Spenderinnen und Spendern!

Mir ist es vor allem und immer noch ein Anliegen, dass die Gemeinden unseres Bundes die Stiftung und ihr großartiges Angebot kennen und auch selbst nutzen. Es gibt doch auch in unserem Gemeindeumfeld Familien, die an der Armutsgrenze leben und dankbar sind, wenn von irgendwoher Unterstützung kommt. Die Stiftung bietet sozusagen einen „diakonischen Fonds“, der für Schwangere und Familien genutzt werden kann.

Im Laufe der Zeit hat sich die Zahl der Anträge vervielfacht von knapp 20 in den ersten Jahren bis auf 130 im letzten Jahr. Aber das liegt nicht nur daran, dass die Stiftung bekannter geworden ist, sondern auch daran, dass die Nöte größer geworden sind. Die steigenden Energiekosten machen Familien, die schon am Rand der Existenz stehen, zunehmend Probleme. Pandemiebedingte Kündigungen oder Arbeitsverlust haben manchen Familien finanziell den Boden unter den Füßen weggezogen, und ungeplante Schwangerschaften verschärfen den finanziellen Druck dann erheblich. Die Nöte, Probleme, Familienkonstellationen und Herkünfte sind so unterschiedlich wie Menschen und Schicksale eben sind.

…und weiter mit neuer Satzung und neuen Kompetenzen

Ende 2021 haben wir eine neue Satzung und ein neues Konzept erarbeitet. Vier Verantwortliche mit unterschiedlichen Kompetenzen können mehr bewegen, als eine Referentin mit einem kleinen Beirat.  So gibt es nun einen Vorstand: Mareike Klaus ist Vorstandsvorsitzende, Pastorin und BEFG-Referentin für Diakonie und Gesellschaft Agathe Dziuk ist stellvertretende Vorsitzende. Diakonin Sabrina Hemmen gehört dem Vorstand ebenfalls an, und ich arbeite nun als Geschäftsführerin für die Stiftung. Außerdem haben wir einen Stiftungsrat berufen, der aus Menschen besteht, die die Stiftung schon seit längerem auf ihrem Herzen haben und vielfältig unterstützen. Auch sie sollen Vervielfältiger der guten Sache sein, denn die finanziellen Nöte und die Zahl von Alleinerziehenden und Familien am oder unter dem Existenzminimum wird durch Inflation, Krieg und Pandemie wohl noch weiter zunehmen.

Etwas für das werdende Leben und das Leben der Kleinsten in unseren Familien zu tun, dazu kann und will die Stiftung Chance zum Leben auch weiter – gerade bei steigenden finanziellen Nöten –  helfen.

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